Bericht im Gäuboten, 3.2.2024, Text und Bild: Morawitzky

Der Förderer der Kunst in seinem Garten

Herrenberg: Der Verein Galerie Kunsthöfle Bad Cannstatt nimmt Abschied von seinem Ehrenvorsitzenden, dem ehemaligen VHS-Leiter Helge Bathelt – mit Gedichten eines Verstorbenen und Bildern seiner Freunde.

Von Thomas Morawitzky

Die Ausstellung als Hommage an den einstigen Herrenberger VHS-Chef ist noch bis Anfang März zu sehen. Bei der Eröffnung waren auch viele aus Herrenberg und der Umgebung dabei, etwa (von links) Heike Renz, Elena Hocke und Prof. Frederick Bunsen. GB-Foto: Morawitzky

Prof. Dr. Helge Bathelt, ehemals Leiter der Volkshochschule (VHS) in Herrenberg, unermüdlicher Förderer der Künstlerszene um die Stadt, Ideengeber des Herrenberger Kunstvereins und vieles andere – schrieb auch Gedichte. Das ist die Überraschung des Tages. Die Gäste der Galerie im Kunsthöfle Bad Cannstatt lauschen schließlich den Zeilen des im vergangenen Juli überraschend Verstorbenen; Hans-Peter Dolecki, ein Freund Bathelts und vertraut mit seinem Schaffen, trägt sie vor. Helge Bathelt selbst war Vorsitzender des Kunstvereins Galerie Kunsthöfle, organisierte vor Ort für den Verein Ausstellungen und präsentierte Künstler. Nun widmet sich eine Ausstellung seinem Gedenken: Bilder sind zu sehen, die Bathelt kannte und schätzte, die die Künstler des Vereins zusammengestellt haben als Hommage an ihren Mentor und Förderer.

Unermüdliches Fordern, Motivieren und Koordinieren

Der Kunstverein Kunsthöfle Bad Cannstatt gründete sich 1936 und bietet heute unter anderem Künstlern vor allem der Region ein Podium zur Ausstellung ihrer Arbeiten in den Räumen des Cannstatter Amtsgerichtes. Dort findet nun eben diese Ausstellung statt, die, aus der Perspektive der Kunstschaffenden, noch einmal die vielfältigen Interessen Helge Bathelts, sein unermüdliches Fordern, Motivieren und Koordinieren beleuchtet.

Helge Bathelt wurde am 27. Mai 1948 in Sindelfingen geboren; er starb am 4. Juli 2023 in Herrenberg. Die Leitung des Cannstatter Kunstvereins hatte er 2011 übernommen, für den Verein schließlich auch die Gemeinnützigkeit erwirkt; unmittelbar vor seinem unerwarteten Tode zog er sich von dieser Funktion zurück und übergab die Leitung des Vereins an die Herrenbergerin Heike Renz, wurde selbst zum Ehrenvorsitzenden. Petra Olschowski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, besuchte die Galerie und dankte Bathelt persönlich für sein langjähriges Engagement. Was bleibt, ist die Spur, die der leidenschaftliche Kunstfreund Bathelt im Schaffen der befreundeten Künstler hinterließ, sein Abdruck gewissermaßen, sein Umriss, sein Phantombild, gezeichnet durch eine Zusammenstellung an Werken, schmückt noch bis zum 2. März die Cannstatter Wände. „Flash back“ hat der Verein diese Gedächtnisausstellung genannt. Elena Hocke, stellvertretende Leiterin der Herrenberger VHS, führte ein in die Bilder der Ausstellung; Frank Eisele, Stuttgarter Akkordeonist von Können und Gefühl, schuf einen musikalischen Rahmen. Zu sehen sind Arbeiten des Herrenberger Grafik-Designers Hans-Peter Dolecki, von Peter Berger (Reusten), Frederick Bunsen (Breitenholz), Holde Klis (Herrenberg); von Susanne Gayer, Andrea Eitel, Ingeborg Mache, Helga Hägele, Walter Roleder aus Bad Cannstatt; von Margita Sieber, Roland Bentz, Edith Fiedler, Bernd Winckler, Eva Schwanitz, Doris Volz, Marianne Majewskys, Ele Lang, Ada Mee, Ferdinand Fries, Gabi Schreiner, die in Stuttgart und seinem Umland, in Winnenden, Waiblingen, Ludwigsburg oder auch Heidelberg zu Hause sind oder waren. Freilich: Die Ausstellung mag ein indirektes Bild Helge Bathelts geben, mag seinen Kunstgeschmack evozieren, mag ihn selbst und seinen Einfluss aufrufen – zugleich ist es eine Ausstellung, die von Menschen zusammengestellt wurde, die ihm persönlich und ideell verbunden waren. Zu sehen sind Werke, die Bathelt zu Lebzeiten kannte und schätzte, und die zugleich im Geiste der Trauer um ihn ausgewählt wurden – ein „Denkbild des Erinnerns“, so Elena Hocke, eine Mediation über die „Darstellungsformen der Erinnerung“. Und so treffen die Besucher des Kunsthöfles auf Werke wie Holde Klis’ großformatiges „Aladin im Tulpenrausch“, ein Acrylgemälde, das einen Goldfisch namens Aladin als Schwimmer in einer übervollen Vase mit Blumen zeigt, während Andrea Eitels Ölgemälde in eine sehr konkrete, diesseitige „Unterwelt“ führt. Helga Hägeles „Schwarze Wasser“ tritt auf als Triptychon, als ein Altar, bei dem zwei nachtschwarze Flügel einen Mittelteil umschließen, auf dem die Natur geradezu übernatürlich leuchtet – der Tod scheint hier sein Wort zu sprechen. Marianne Majewskys „Violett“ ist eine einzelne melancholische Welle, die auf dem Weiß der Ausstellungswand stehengeblieben ist und dauert.

Voraussichtlich im Mai
soll ein Buch erscheinen

Inmitten all dieser Abwesenheit also wird am Nachmittag der Eröffnung Helge Bathelts Stimme laut – seine Worte, gesprochen von Hans-Peter Dolecki. Mit ihm arbeitete Bathelt über Jahre hin eng zusammen, ihm drückte er im Jahre 2022 schließlich seine eigenen Texte, Prosa und Lyrik in die Hand und sagte: „HP, wenn wir mal Zeit haben, machen wir daraus ein Buch.“ Die Zeit, so Dolecki, fand sich erst nach Bathelts Tod. Voraussichtlich im Mai soll der Band erscheinen, „Kopfgeburten“ wird sein Titel sein. Für das Kunsthöfle stellte Dolecki einige Texte zusammen, die er nun schon vorträgt, die wiederum ein Porträt Bathelts ergeben – Bilder seines intensiven Lebensgefühls, Momente des Fragens und der Wut: „Er konnte, wenn er musste, ein sehr energischer Mensch sein.“ Man begegnet dem Verstorbenen in seinen Texten auf manchmal vertrautem Fuße, erkennt seinen Humor wieder, seine Verschmitztheit, staunt dann aber doch über einen Helge Bathelt, der plötzlich auch ganz andere Seiten offenbart. Da denkt er nach, über seinen Garten, erblickt die ganze Welt in ihm, findet sich selbst in ihm. Er sinniert über Eitelkeit und Moral, erblickt die Anhänger der katholischen Konfession in einem Sonderabteil der Hölle, scheut auch ein grobes Wort nicht – und fragt dabei doch auch, fast unglücklich naiv: „Wie wäre es, wenn alle Menschen Gustav hießen? Wie wäre es, wenn Gutmenschen gute Menschen wären? Wie wäre es, wenn auf den Sonntag der Freitag folgte? Wie wäre es, wenn es Gott gäbe? Wie wäre es, wenn du mich liebtest?“

Die Ausstellung „Flash back – künstlerische Momente mit Prof. Dr. Helge Bathelt“ im Bad Cannstatter Kunsthöfle, die an den einstigen Herrenberger VHS-Leiter erinnert, ist noch bis Samstag, 2. März, zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis donnerstags von 9 Uhr bis 11.30 Uhr und von 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr und freitags von 9 Uhr bis 11.30 Uhr. Weitere Informationen unter www. kunsthoefle.com

 

 

Presseartikel "Ministerin Olschowski im Kunsthöfle"

von Iris Frey, 4.7.2023

        

 

 

Ministerin Olschowski beim Kunsthöfle

PROMINENTER BESUCH IN BAD CANNSTATT

Ministerin Olschowski beim Kunsthöfle

Iris Frey 04.07.2023 - 12:08 Uhr

Heike Renz, Helge Bathelt und Kunstministerin Petra Olschowski (von links). Foto: Meike Reisle

Der Verein Kunsthöfle hat sein Sommerfest gefeiert. Dabei wurde der ehemalige Vorsitzende Helge Bathelt zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Auch eine neue Ausstellung wurde eröffnet.

 

Als Kurator habe er viel Zeit investiert und etliche Ausstellungen ermöglicht. Zehn Jahre war Bathelt Vorsitzender des Kunsthöfle, das unter seinem Vorsitz zum eingetragenen Verein wurde. Auch in der Pandemie habe er mit großem Engagement gewirkt. Olschowski betonte, dass der Verein Kunstschaffenden eine Chance und eine Bühne gebe. Diese Arbeit gehe nun nahtlos weiter. „Jetzt übernehmen Frauen das Ruder, auch das ist ein Zeichen in die Gesellschaft“, sagte Olschowski. Es folgte die Vernissage der Ausstellung „Zuspiel“ mit Werken der Künstlerinnen Gudrun Vogel, Linda Kauffmann und Marieluise Bantel. Die Schau ist bis 15. September im Cannstatter Amtsgericht zu sehen.

Weitere Informationen unter: www.kunsthoefle.com

Presseartikel "Neuer Vorstand im Kunsthöfle"

von Iris Frey, 9.3.2023

Presseartikel "Generationenwechsel im Kunsthöfle"

von Iris Frey, 3.2.2023

neuer Artikel über unsere Erweiterung, November 2022

von Iris Frey

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2022 11 30 Kunst in Bad Cannstatt_ Kunst
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Presseartikel zum 75 .Geburtstag des Kunsthöfles 2018

Von Iris Frey
Das Kunsthöfle wird 75 Jahre alt.

Dieses Jubiläum wird am 14. Oktober im Amtsgericht gefeiert. Mehr
als zwei Jahrzehnte lang ist die traditionsreiche Institution von Irene
Schmid geführt und geprägt worden.
Die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes erinnert an die Anfänge. Im
vergangenen Jahr hat sie das Kunsthöfle in jüngere Hände übergeben
und einen Verein gegründet.
Zuletzt war bei der Ehrenvorsitzenden des Vereins Kunsthöfle die Galeristentätigkeit längst zu einem Ganztages-Job geworden.

 „Kunstsehen und schätzen zu lernen, stand in meinem Leben immer im Vordergrund“,sagt Schmid. Schon als Schülerin am Hölderlin-Gymnasium in Stuttgart war es ihr möglich, durch Ihre Freundin Christa Baumeister Willi Baumeister in seinem damals noch vom Krieg zerstörten Atelier zu besuchen und kennenzulernen.
Viele weitere Atelierbesuche und Ausstellungen folgten.

„Nach dem Krieg hatte man einen großen Hunger nach Kunst im Gegensatz zu
der Übersättigung im Kunstbereich heute“, so Schmid. In den sechziger Jahren kam es durch die Freundschaft mit Professor Dr. Wilhelm Gall, dem Leiter der Landes girokasse, zu wichtigen Begegnungen mit Künstlern wie K.o. Götz, Fred Thieler, Hans Hartung, Georg Meistermann, alles Künstler des Informel, eine Kunstrichtung, die sie sehr geprägt hat.

Das Kunsthöfle, eine der ältesten und traditionsreichsten Galerien in Stuttgart, ist 1936 von Maler Hermann Mezger und dem Architekten Eugen Mertz sowie dem Journalisten Erich Schlenker gegründet worden. Damals gab es Schaukästen in der Passage zwischen
Markt- und Badstraße.

Das Kunsthöfle war zuerst eine Freilichtgalerie. Von 1971 bis 1982 leitete Hermann Geiger das Kunsthöfle, von1983 ab  Willy Wiedmann und von 1988 bis 2010

Irene Schmid.
„Das Kunsthöfle wollte und will bis heute den Cannstattern Kunst nahe bringen.“, so Schmid. als sie 1988 die Leitung des Kunsthöfle von Willy Wiedmann übernahm, ging alles
schnell. „Mein Vorgänger kam eines Tages auf mich zu und sagte: "Frau
Schmid, Sie machen so gute Ausstellungen im Café Schwarz in Untertürkheim. Ich übergebe Ihnen die Leitung des Kunsthöfle in Bad Cannstatt.“ Ein kurzer Besuch im Foyer des Amtsgerichts, um die Räume kennenzulernen, dann ein Gang zu B-Bank zur Kontoübergabe und die Sache war mit den Worten erledigt:„...aber helfen tue ich Ihnen nicht“.
Ihre erste Vernissage mit Arbeiten des bekannten Aquarellmalers Emil Wachter, Karlsruhe, bei der auch die damalige Kulturbürgermeisterin Dr.Doris Sedelmeier anwesend war, wird Schmid nie vergessen.

„Die Begegnung und Zusammenarbeit mit diesem auch menschlich großartigen Künstler, der heute noch lebt, war ein Erlebnis, und die Ausstellung mit seinen Aquarellen ein großer Erfolg.“ Viele weitere Ausstellungen  folgten, pro Jahr sechs im Foyer des
Amtsgerichts und fünf weitere im Bezirksverwaltungsgebäude am Marktplatz, inklusive den traditionsreichen Schaukästen am Rathaus und in der Küblergasse.
Zu den besonderen Veranstaltungen in der Kunsthöfle-Geschichte zählt die Ausstellung mit Arbeiten von Walter Schultheiß zum Thema Venedig. Ein Fernsehteam drehte drei
Tage lang. „Der damalige Amtsgerichtsdirektor Schmitz, Walter Schultheiß und ich wurden interviewt und das Ganze in der Landesschau gesendet“, so Schmid. Mit einem Gespräch über die eindrucksvolle Malerei von Ruth von Hagentorn bei der Ausstellung im Bezirksrathaus traten der Priester Johannes Kaßberger und Professor AlbrechRoser mit der strickenden „Oma aus
Stuttgart“ in Action. Tanz Darbietungen mit dem Startänzer Ivan Cavallari des Stuttgarter Balletts und seiner Partnerin Sonia Santiago fandenim Foyer des Amtsgerichts zur Begeisterung der Besucher statt. Der Bruder des Tänzers, lovis Cavallari, zeigte dort seine phantastischen großformatigen Arbeiten. auch die ganze Künstlerfamilie Cavallari aus Bozen war anwesend. In   Zusammenarbeit mit der Akadémie für internationalen Kulturaustausch kam es zu einer Ausstellung mit arbeiten von Xiaou Feng, Professor des Fine art Department Central China der Universität Wuhan. Er war damals der erste chinesische Künstler in Stuttgart, brachte seine arbeiten auf einer großen rolle mit, die beim Rahmen viel Arbeit erforderte. Für die
Rückreise hatte er kein Geld. „So haben wir ihn vier Wochen privat
untergebracht, bei einer erfolgreichen Vernissage Bilder verkauft. am
Ende konnte er beglückt wieder die Heimreise antreten. Seine Dankeskarte aus Wuhan, auf der er diesen Aufenthalt als das schönste Erlebnisin seinem leben beschrieb, habe ich bis heute aufbewahrt“, erinnert sich Schmid. Durch Ausstellungen  in New York ist Xiao Feng inzwischen sehr bekannt geworden.„a message from the universe“ war das Thema einer Ausstellung von
Housets in Bejing, Shanghai,  Singapur un u oertsika aus Fukuoko, Japan.

Eine Ausstellung mit vier auserwählten südamerikanischen Künstlern mit aprigio, ayao ,

Forty und Newman Schutz aus SaoPaulo wurde nur in Madrid, Bad Cannstatt und Berlin gezeigt, was für die internationale Bedeutung dieser Künstler spricht. Einen weiteren
Ausflug in die internationale Kunstszene wagte Schmid mit der Ausstellung von Arbeiten dreier Künstler, Professoren der Chulalougkom university of Bangkok: Professor Suja
Wong-aram, Professor Sugree und Professor Sousak. Wichtig sind  Schmid die Künstler des Kunsthöfle, die Ausstellungen im Kunsthöfle hatten und bei den Jahresausstellungen dabei waren. auch
die älteren „Kunsthöfler“, die jetzt bereits 95 Jahre alt sind, wie Agathe Baumann und Doris Geiger-Mittag, die schon im „Höfle“ ausgestellt haben, bekamen ihre Ausstell-Möglichkeit.

reger Kulturaustausch findet bis heute im rahmen der Städtepartnerschaft Bad Cannstatt mit dem 11. Bezirk ujbuda in Budapest seit 14 Jahren statt. Die Partnerschaft zwischen den beiden Stadtteilen geht auf das Engagement von
Bürgermeister Gerhard lang und Bezirksvorsteher Hans-Peter Fischer
zurück und wurde 1996 von Oberbürgermeister Wolfgang Schuster
unterzeichnet. Zum zehnjährigen
Bestehen 1996 wurde die deutschungarische Kulturpartnerschaft mit viel Polit- und Kulturprominenz mit Arbeiten des Roma-Künstlers  Istvan Szentandrassy vertieft.

Erstmals war im Amtsgericht ein großes Ölgemälde aus Holz, ein triptychon in Form eines Altars

zu sehen. Schmid blickt dankbar auf die Kulturamtsleiter,den ehemaligen Cannstatter Bezirksvorsteher Hans-Peter Fischer, die sie jahrelang unterstützt haben, auch beider schwierigen, jahrelangen Suche nach einem Nachfolger. Im Herbst
2010 hat Schmid einen Generationenwechsel im Kunsthöfle vollzogen
und die Verantwortung in jüngere Hände abgegeben, an Professor Helge Bathelt, Marion Vogt und Katrin Sziegoleit.

Schmids leben für die Kunst und ihr mühevoll aufgebautes
Werk findet damit eine Fortsetzung. Das Jubiläum wird am 14.Oktober,ab 18.30 Uhr, im Amtsgericht, Badstraße 23, gefeiert mit einer Ausstellung.